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Trauma-Therapien im praxis-info.ch
 

Traumabearbeitung durch Somatic Experiencing

(nach Peter Levine)

 
 
(Text: Joyce M. Schmid, 9200 Gossau)
 



Wenn wir einem Ereignis ausgesetzt sind, dass wir als lebensbedrohlich interpretieren wird (z.B. Unfall oder Gewalt), haben wir drei Reaktionsmöglichkeiten: Wenn wir genug Zeit und Geschwindigkeit haben zu entkommen, werden wir flüchten. Wenn wir stark genug sind, um uns zu verteidigen, werden wir kämpfen. Wenn wir nicht in der Lage sind zu flüchten oder zu kämpfen, erstarren wir. In dieser Situation sind wir unfähig im Moment zu handeln, sind überfordert und fühlen uns hilflos.

 

Wie ist Peter Levine's Erkenntnis entstanden?

 

Peter Levine (amerikanischer Psychologe, Neurologe und Physiker) hat Tiere in der Wildnis beobachtet. Wilde Tiere erleben täglich lebensbedrohliche Situationen. Trotzdem leiden sie nicht unter Trauma. Wie schaffen sie das? Zum Beispiel, eine Gazelle, die von einer Löwin gejagt wird, hat die selben drei Möglichkeiten: Kämpfen, Flüchten, Erstarren. Wenn die Gazelle genug Zeit und Kraft hat, flüchtet sie. Wenn sie stärker ist als ihr Gegner, kämpft sie. Und wenn sie keine Chance sieht, stellt sie sich tot. Die Gazelle fällt in einen tranceähnlichen Zustand, in dem sie nichts mehr im Körper spürt. Dieser Zustand ist eine Art, das Geschehen von ausserhalb des Körpers zu beobachten (bei den Menschen – Nahtot-Erlebnis). Wenn der Angreifer seine Beute alleine lässt, weil er meint, sie sei tot, erwacht die Gazelle aus ihrer Erstarrung und springt davon bis sie in Sicherheit ist.

 

Peter Levine hat beobachtet, dass so bald die Tiere in Sicherheit sind, diese am ganzen Körper zu zittern beginnen – dann schütteln sie sich und atmen danach tief aus. Nach näherer Betrachtung dieser Bewegungen in Zeitlupe, hat Levine diese Bewegungen als Flucht- oder Kampfbewegungen erkannt, welche die Tiere auf diese Weise zu Ende bringen können. Das Nervensystem entlädt die gespeicherte lebensbedrohliche Situation – bringt es zu Ende und das Tier geht weiter im Leben – froh, dass es überlebt hat. Es wird weder mit Schuld- noch Schamgefühlen konfrontiert.

 

Wie lässt sich Peter Levine's Theorie auf die Menschen übertragen?

 

In seiner Arbeit mit traumatisierten Menschen, hat Peter Levine eingefrorene Flucht- und Kampfreaktionen entdeckt. In seiner Forschungsarbeit, unterstützte er die Menschen, diese Reaktionen zu Ende zu bringen und bewirkte damit eine signifikante Erhöhung ihrer Lebensqualität.

 

Da diese Ereignisse im Nervensystem feststecken, ist es nicht unbedingt nötig, das Ereignis nochmals zu durchleben oder zu verstehen. Die Begleiterin folgt dem was im Körper ist, bleibt aufmerksam für diese eingefrorenen Reaktionen, unterstützt die Person diese Reaktionen zu Ende zu bringen und beobachtet die unwillkürliche Entladung danach. Die Entladung zeigt sich zum Beispiel durch Zittern, Kälte, Schaudern, Hitzewellen u.a.

 

Mögliche Reaktionen eines Traumas

 

Eine Person die traumatisiert wurde leidet z.B. unter Beziehungsschwierigkeiten, Angstzuständen, und vieles mehr. Einige werden oft krank (z.B. Migräne, Magenbeschwerden, geschwächtes Immunsystem), wobei die Ärzte keine Ursache für die Krankheiten finden. Andere finden Trost in Sucht (Drogen, Alkohol, Arbeit, usw.) was ihre Wahrnehmung auf ihre Umgebung einschränkt. Die Personen grenzen sich aus. Sie versuchen immer mehr Kontrolle über ihr Leben zu erlangen und geraten immer tiefer in das Ausgeliefertsein und in die Hilflosigkeit. Ihr Leben wird von übermäßigen Hochs und Tiefs geprägt – sie fühlen sich nicht in Balance oder sogar so als ob sie "neben sich stehen". Manche Menschen, die ein Trauma erlebt haben, werden von Gefahren angezogen. Diese Reaktion zeigt sich z.B. in dem jemand gefährliche Sportarten ausübt. Hierbei bekommt der Mensch einen Adrenalinschub, ähnlich wie er beim traumatischen Ereignis erlebte. Sein Nervensystem versucht erneut, den biologischen Aktivierungsablauf zu Ende zu führen. Nur, erreicht er sein Ziel nicht und fällt immer tiefer in die Falle.

 

Was kann eine Traumabearbeitung bewirken?

 

Die Auswirkungen, wie oben beschrieben, nehmen ab oder verschwinden. Die Lebensenergie kehrt zurück und Sie können sich mehr in ihr soziales Umfeld integrieren. Sie können eine innere Bremse lösen und mit Zuversicht im Leben vorwärts gehen.